Affiliation:
1. Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie;
Phoniatrisch/Pädaudiologische Psychologie,
Georg-August-Universität Göttingen, Universitätsmedizin
Göttingen, Germany
Abstract
Zusammenfassung
Ziel Eine klinische Praxis-Leitlinie (LL) soll die Versorgung von
Patient*innen optimieren, indem sie auf Basis der besten
verfügbaren Forschungsergebnisse und praktischen Erfahrungen Diagnostik-
oder Behandlungspfade empfiehlt. Daher müssen auch Bedürfnisse
und Präferenzen von Patient*innen und deren Angehörigen
einfließen. Anhand eines selektiven Ländervergleichs werden
Regularien und Standards der Einbeziehung von Patient*innen in die
LL-Entwicklung untersucht.
Methode In Form eines narrativen Reviews werden Informationen aus
öffentlich zugänglichen Websites und
LL-Entwicklungshandbüchern aus dem Vereinigten Königreich (UK),
den USA, Kanada und Australien miteinander verglichen und diskutiert.
Ergebnisse Im UK sind in allen Gremien zur LL-Entwicklung und
während allen Stufen des Entwicklungsprozesses verbindlich mindestens
zwei Personen aus dem Kreis von Patient*innen oder der
Öffentlichkeit vorgeschrieben. Die National Academy of Medicine der USA
empfiehlt die aktive Teilnahme von Patient*innen mit
krankheitsspezifischen Erfahrungen sowie von Patientenvertreter*innen
aus der Öffentlichkeit an LL-Entwicklungsgruppen. Die Canadian Task
Force on Preventive Health Care möchte die Präferenzen von
Patient*innen vor allem bei der Entwicklung der endgültigen
LL-Empfehlungen und der Prüfung der Benutzerfreundlichkeit beteiligen.
In Australien erhalten LL die Zustimmung bzw. das Gütesiegel des
National Health and Medical Research Council, wenn mindestens ein*e
Patientenvertreter*in nachweisbar Mitglied des LL-Gremiums gewesen ist
und am gesamten Prozess der LL-Entwicklung beteiligt war.
Schlussfolgerung Der selektive Ländervergleich zeigt, dass die
Einbindung von Patient*innen bei der LL-Entwicklung bzw. deren
Verbindlichkeit stark variiert und es keine einheitlichen Standards
hierfür gibt. Viele Fragen der Einbindung sind ungeklärt, und es
wird besonderer Sensibilität bedürfen, um die Lebenswelt von
Patient*innen/Laien und medizinisches System gleichberechtigt
zusammenzuführen.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health