Affiliation:
1. Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Abstract
Zusammenfassung
Ziel Systematische Untersuchungen zur Drogenabhängigkeit der seit 2015 geflüchteten Menschen liegen für Deutschland nicht vor. Diese Studie soll Aufschluss geben über die Nationalität der drogenabhängigen Geflüchteten, ihre Konsumbiografie und Konsummuster sowie Behandlungsbedarfe.
Methodik Es wurden deutschlandweit 128 drogenabhängige Geflüchtete in 5 niedrigschwelligen Einrichtungen der Suchthilfe mit der Unterstützung von Dolmetschern/Sprachmittlern und anhand eines übersetzten Fragebogens interviewt. Die Studie fand zwischen Juni und Dezember 2017 statt. Die dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf Geflüchtete, die Farsi oder Dari sprechen.
Ergebnisse Die interviewten 128 drogenabhängigen Geflüchteten waren ausnahmslos männlich und im Durchschnitt 30 Jahre alt. Die Mehrheit betrieb einen Rauchkonsum von Heroin. 116 (90,6%) Personen kamen aus farsi- oder darisprechenden Ländern, darunter 37,9% Iraner, 31,9% Afghanen aus dem Iran und 30,2% Afghanen aus Afghanistan. Unter ihnen waren 55,2% schon in ihren Heimatländern drogenabhängig, 16,4% konsumierten gelegentlich Alkohol und/oder Cannabis und 28,4% gaben keinen Konsum im Heimatland an. Erfahrungen mit Entgiftungsbehandlungen im Heimatland hatten etwas mehr als die Hälfte der bereits Abhängigen. 34,4% kauften Methadon auf dem Schwarzmarkt gezielt gegen Entzugserscheinungen während der Flucht. Die Unterstützungswünsche der Geflüchteten bezogen sich neben Drogenbehandlungen im engeren Sinne auch auf Hilfen bei der Wohnungssuche und der Asylantragsstellung.
Schlussfolgerungen Geflüchtete Drogenabhängige sind keine homogene Gruppe. Sprachbarrieren und fehlende Behandlungsangebote sowie deren ungeklärte Finanzierung erschweren eine adäquate Versorgung. Der hohe Anteil der Geflüchteten, die erst in Deutschland mit dem Drogenkonsum begonnen haben, macht deutlich, wie wichtig eine frühzeitige Prävention schon in den Flüchtlingsunterkünften ist.
Subject
Psychiatry and Mental health,Applied Psychology
Cited by
8 articles.
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