Abstract
Das Jahresende als Übergangszeit und die weihnachtliche Besinnungszeit laden
dazu ein, neben anderen Krisen auch über das 2022/2023 noch
anhaltende Krisenthema COVID-19 nachzudenken. Die Bezeichnung Krise ist
allgegenwärtig: Sie bezieht sich auf eine schwierige Situation, bisweilen
auf den Höhe- oder auch Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung,
der einer fortlaufenden Beurteilung bedarf. Der Begriff der Epikrise (griech.
epi: nach, krisis: Beurteilung) ist zumindest den ärztlichen
Leserinnen und Lesern ebenfalls vertraut: Er bezieht sich auf die Schlussbetrachtung
eines Krankheitsverlaufs, mithin eine differenzierende Darstellung und Beurteilung
nach Abschluss des konkreten Behandlungsfalls. Will man diese Schlussbetrachtung von
der Individualmedizin auf die Bevölkerungsmedizin übertragen,
stößt dieser Ansatz allerdings sehr schnell auch auf
Widerstände. Zum einen wegen der grundsätzlichen
Unterschiedlichkeiten eines Krankheitsverlaufs bei einzelnen Menschen
gegenüber dem epidemischen Verlauf aus Bevölkerungsperspektive, zum
anderen könnte man auf die vergleichsweise hoch entwickelten diagnostischen,
therapeutischen und prognostischen Werkzeuge der Individualmedizin gegenüber
den teilweise noch unterentwickelt scheinenden Instrumenten im Bereich von
Öffentlicher Gesundheit/ Public Health verweisen und zum dritten
stellt sich auch die Frage, ob bei COVID-19 als pandemischem Geschehen
überhaupt schon eine Epikrise möglich ist.
Subject
Public Health, Environmental and Occupational Health