Affiliation:
1. Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Bonn
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund Das multiple Myelom (MM) ist als maligne hämatologische Systemerkrankung nach Einteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dem Formenkreis der Plasmazellneoplasien zuzuordnen. Die weltweite Inzidenzrate des MM liegt etwa bei 6 – 7/100 000 Einwohnern/Jahr und macht somit etwa 1% aller Krebserkrankungen der Welt aus. In Deutschland sind ca. 6000 Neuerkrankungen pro Jahr zu verzeichnen. Im Zeitalter der sog. neuen Therapiesubstanzen wie Immunmodulatoren, Proteasomeninhibitoren und Antikörpern haben sich in der Behandlung des MM enorme Fortschritte ergeben. Auf dem Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie ist es von großer Bedeutung, die Leitsymptome des MM im klinischen Alltag sicher zu erkennen und durch eine zielgerichtete Basisdiagnostik weiter abzuklären. Die operative Versorgung von myelomassoziierten Skelettläsionen, wie etwa die Stabilisierung von pathologischen Frakturen, ist Aufgabe der orthopädischen Chirurgie.
Methoden Auf Grundlage einer umfassenden Literaturrecherche, die selektiv in PubMed mit den Stichworten „multiple myeloma“ and „diagnostic“ or „therapy“ erfolgte, wurde die verfügbare Primär- und Sekundärliteratur zu aktuellen Standards in der Diagnostik und Therapie des MM beurteilt. Eingeschlossen wurden systematische Reviews, Metaanalysen, klinischen Studien und internationale Therapieempfehlungen bis Frühjahr 2016.
Ergebnisse Es existieren heute sehr sensitive Nachweismethoden in der Diagnostik des MM, die neben der bildgebenden Skelettdiagnostik und histologischen Knochenmarkuntersuchung insbesondere die klinisch-chemische Serum- und Urindiagnostik, einschließlich eines 24-h-Sammelurins umfassen. Nach heutigem Kenntnisstand besteht das therapeutische Grundkonzept aus der Kombination einer Hochdosischemotherapie (HDT) und einer autologen Blutstammzelltransplantation (ASCT). Die einzelnen Therapiesäulen der meist multimodalen Behandlungsstrategie sind in enger fachübergreifender Zusammenarbeit patientengerecht abzuwägen. Hierbei ist für die Bewertung des Risikoprofils des Patienten das Lebensalter, die Komorbiditäten sowie der individuelle Krankheitsverlauf (Rezidivneigung oder therapierefraktäre Krankheitsprogression) zu berücksichtigen. Bei Patienten > 70. – 75. Lebensjahr und/oder schweren Komorbiditäten, für die eine HDT und ASCT i. d. R. ungeeignet ist, müssen Indikationen für konventionelle Therapieoptionen gestellt werden. Darüber hinaus sind supportive Behandlungsmaßnahmen wie die Gabe von Bisphosphonaten zur Knochenprotektion, stabilisierende Operationen von pathologischen Frakturen oder eine lokale Strahlenbehandlung von schmerzhaften Osteolysen in das gesamtheitliche Therapiekonzept des MM einzubinden.
Schlussfolgerung In aktuellen Studienuntersuchungen konnte gezeigt werden, dass neue Wirkstoffgruppen wie Proteasomenhemmer, immunmodulatorische Substanzen und Antikörper bereits vielversprechend in der Behandlung des MM eingesetzt werden können, um die Prognose und Lebensqualität von Myelompatienten in Zukunft weiter zu verbessern. Hierbei werden die Therapiealgorithmen komplexer und kostenintensiver.
Subject
Orthopedics and Sports Medicine,Surgery
Cited by
33 articles.
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